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Sieh da, sieh da, Timotheus, die Ibyche des Kranikus ...

So erreichen wir dann den archäologischen Park der Neapolis und hier fällt zunächst das Wort des Tages: Müssen doch die Damen und Herren Rentiers aufgrund des Runzelrabatts erheblich weniger Entree löhnen. Zunächst ging es also in des Theaters (Halb-)Rund. Unter der sengenden Nachmittagssonne lauschen wir Andreas Erklärungen auf den oberen Rängen des Theaters. Das gute riesige (für 15000 Gäste ausgelegte) Stück, seinerzeit aus dem ,,Vollen`` geschlagen, war ursprünglich noch einige Reihen höher, aber die oberen losen Steinreihen haben dann doch in der Stadtbefestigung eine andere Verwendung gefunden, wie wohl auch das abgetragenen Bühnenhaus gegenüber den Rängen. Man mutmaßt, daß darunter die Akustik sehr gelitten haben soll. Ohne technisches Gerät soll vorher jedes (gesungene) Wort auch in der letzten Reihe verständlich gewesen sein. Heute - es wurde gerade die Bühne errichtet - werden dort noch alljährlich griechische Schauspiele in italienischer Sprache aufgeführt.

Wenden wir uns noch einmal kurz dem Theater zu, schließlich sind wir keine Barbaren, die den lieben langen Tag mit anderen Dingen zubringen, sondern zivilisierte Menschen (so war die Ansicht damals), die durchaus acht Stunden im Theater verbringen können. Ursprünglich als Dionysien in den Wäldern gefeiert, zog man schon bald in feste Theater um. Singen und Tanzen blieb dabei zunächst erhalten, entsprechend brauchte man den ,,Chor``, der von der ,,Orchestra`` aus seine Rolle spielte, während der erste Schauspieler mit Szenen aus des Dionysios Leben brillierte. Damit zeigt sich noch einmal, daß das ganze Unternehmen nicht der bloßen Unterhaltung, vielmehr war zunächst die kultische Handlung wichtig, später dann auch eine erzieherische Wirkung.

Einen kleinen Umbau erfuhr das Theater schon im Altertum: nach 212 entfernten die Römer die unteren Sitzreihen, um die ,,Orchestra`` zu vergrößern, denn für die damals beliebten (und sehr viel besser zu den Römern passenden) Gladiatorenspiele benötigte man mehr Platz. Aber auch die Schauspiele wurden etwas reißerischer, bei Tragödien wurde durchaus einmal ein Schauspielerdouble in den Hades5 befördert. In späterer Zeit verlor das Theater dann auch immer mehr seinen kultischen Charakter, es kam vielmehr der Gedanke der bloßen Unterhaltung für das Volk auf, die Herrschenden bieten dieses Geschenk dar, die Bezeichnung ,,Brot und Spiele`` wird hier immer treffender.


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Dirk Baack
2001-08-06